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Mühlenviertel-Vogtland & Gebiet um den Burgstein


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Rößnitzer Mühle


Von der Rößnitzer Mühle lesen wir erstmalig in einer Belehnungsurkunde des Burggrafen Johann zu Nürnberg vom 7. Januar 1419. "Conrad Roder von Rößnitz hat empfangen 1 Vorwerk (das Gut) mit seiner Zugehörung, 1 Bauer und 1 Mühle zu Rößnitz...." Sie wird auch in der Gesamtbelehnung der Roder durch Churfürst Ernst und Herzog Albrecht zu Sachsen 1472 und durch Kurfürst Friedrich und Herzog Johann zu Sachsen 1495 erwähnt. 1506 hatte die Mühle nur ein Mahlrad. Wir lesen aber von Holztransporten in die Forst- und Rößnitzmühle zur Bearbeitung als Nutzholz. Also wurde schon um diese Zeit in Rößnitz die Wasserkraft zum Bretter- und Balkenschneiden genutzt. In einer Belehnungsurkunde des Kurfürsten Johann Friedrich zu Sachsen wird die Mühle Adam und Hans Roder zugewiesen. Ab Ende des 16. Jahrhunderts sind uns aus schriftlichen Überlieferungen auch die Namen der Rößnitzer Müller bekannt. Nach dem Kirchenbuch u.a. Dokumenten wurde die Mühle wahrscheinlich von 1583-1665 von der Familie Hopf bewirtschaftet. In der Landsteuerurkunde von 1661 heißt es: Christoph Hans (Familienname "Hopf" fehlt), Müller zu Rößnitz, in dieser solcher Muhl, vorhin 3 Mahlgänge gehabt aber jetziger Zeit nicht etliche Zentner vorhanden und zur Muhl hörten, die Gebäude auch auf solche Muhl sicher eingingen, und noch zu der Zeit keine Möglichkeit bei dem Müller ist, daß er sein Haus wieder anrichten und bauen kann, dahero man ihn nicht höher als mit 50 Schock einsetzen kann. Wohl infolge der elenden Verhältnisse nach dem 30jährigen Krieg wechseln die Müller häufig. Im Kirchenbuch finden wir bis Anfang des 18. Jahrhunderts die Namen: Simon, Gottschall(ch), Fritzsch, Undeutsch. Über Caspar Gottschall erfahren wir 1681, dass er nicht front, sondern bisweilen als Zimmermann arbeitet (Für seinen Lehnsherrn, also doch Fronarbeit.). Diese Berufsbezeichnung finden wir auch schon bei Erhard und Christoph Hopf. Das ist insofern interessant, als in der Mühle auch Holz geschnitten wurde. Noch jetzt hat die unter Denkmalschutz stehende Mühle ein hölzernes Mahlwerk, das von 1750 stammen soll. Wahrscheinlich hat es ein Müller selbst hergestellt. Die Rößnitzer Müller-Zimmerleute mussten auch Schindeln behauen und das "Röhrenwasser" betreuen. Vom Lambzig aus floss das Wasser durch Holzröhren ins Gut, bis man im Gutsgarten selbst eine ergiebige Quelle fand. Reste dieser alten Holzwasserleitung wurden vor einiger Zeit gefunden. Vielleicht hat auch die Wendeltreppe im Rittergutsturm ein Rößnitzer Müller in Fronarbeit geschaffen. Auf der Suche nach Geldquellen wollte die Dresdener Regierung jeden Scheffel Getreide mit einem sogenannten Mahlgroschen belegen. Schwierigkeiten ergaben sich, weil die verschiedenen Scheffelmaße (Dresdener, Zwickauer, Plauener usw.) umgerechnet werden mussten. In diesem Zusammenhang entstand für 1683 ein Verzeichnis der vogtländischen Mühlen. Hier heißt es: "Rößnitz hat zwey Gänge, ist aber nur einer gangbar. Mählt außm Leubnitzbach. Hanns von Reibold Gerichtsherr. Caspar Gottschalch Müller und Eigenthumbsbesitzer. Gebraucht Plauisch Maas." 1688 erfahren wir, dass David Fritzsch die Bachmühle, 4 Scheffel Feld und 2 Tagewerk Wiese besitzt. Das Indicidual-Catastrum (Anzeigeliste) von 1724 sagt aus: "Simon Undeutsch jetzt Hanns Caspar Undeutsch, die Mühle als eine Herberge, 4 Scheffel Feld, 1 Tagwerk Wiese. Die Mühle hat aus Wassermangel und wenig Mahlgästen wenig zu mahlen, das Feld sei "horsig" und die Wiese dem "Schlammen unterworfen", daß manchmal das Gras entweder weggeführt oder sonst nicht zu gebrauchen wäre." Wir sehen, die Rößnitzer Müller hatten immer Sorgen genug. Seit 1743 ist die Mühle im Besitz der Familie Wolf. Erhalten sind im Haupt- und Staatsarchiv Dresden der Kauf- und der Lehensbrief von Meister Hans Caspar Wolf. Dieser übernahm die Mühle von Hans Caspar Undeutsch. Sie hatte damals 2 Mahlgänge, einen Schneidgang und eine Schlagmühle (zur Oelherstellung). Die gesamte Hofanlage steht seit langem unter Denkmalschutz. Um ihren Erhalt zu gewährleisten, verkauften sie die Geschwister Wolf 1983 an den VEB Tief-, Straßen- und Ingenieurbau. Dieser beabsichtigte, unter Berücksichtigung denkmalschutzrechtlicher Auflagen, das Gehöft als Ferienheim auszubauen. Mit der politischen Wende geriet die Rößnitzer Mühle als Immobilie unter die Verwaltung der Treuhandanstalt bzw. ihrer Nachfolgegesellschaft. Alle Rößnitzer hoffen, dass bald eine sinnvolle Nutzung gefunden wird, damit nicht wertvolles Kulturgut verloren geht.  Text: Andreas Wolf, Rößnitz



Von der Mühle noch zu sehen:

Mühlenkomplex, Mühlgraben mit Stumpf der Antriebswelle, Mühleneinrichtung


Heutige Nutzung:

leerstehend, nicht bewohnt